Fachbereich Gesundheit rät zum sorgsamen Umgang mit Wasser aus der Leitung
Wunstorf – Die Hitzewelle hält weiter an und der Trinkwasserverbrauch aus der Leitung ist überdurchschnittlich hoch. Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, rät der Fachbereich Gesundheit der Region Hannover zu einem sparsamen Umgang mit Trinkwasser aus der Leitung. „Auch wenn es schwerfällt: Rasenflächen sollten derzeit nicht mit Trinkwasser aus der Leitung bewässert werden“, sagt Dr. Mustafa Yilmaz, Leiter des Fachbereichs Gesundheit der Region Hannover. „Wir raten auch dringend davon ab, private Pools ohne Aufbereitung mit Trinkwasser zu befüllen, da bei den hohen Temperaturen ohnehin innerhalb kurzer Zeit mit einer Verkeimung des unbehandelten Wassers zu rechnen ist.“ Wer eine Abkühlung braucht, solle lieber zum Beispiel ein T-Shirt anfeuchten.
Wird das Trinkwasser knapp?
Grundsätzlich gibt es – über das Jahr gesehen – ausreichend Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung, da überwiegend Grundwasser verwendet wird. „Dennoch gibt es physikalische Grenzen, wie viel Wasser aus dem Untergrund gepumpt werden kann. Muss das Wasser noch gefiltert werden, kann diese Menge nicht beliebig gesteigert werden. Das bedeutet, dass nur eine begrenzte Menge an aufbereitetem Trinkwasser ins Netz eingespeist werden kann“, erläutert Umweltmedizinerin Dr. Constanze Wasmus vom Fachbereich Gesundheit.
Für Verbrauchsspitzen halten die Wasserversorger meist Wasserspeicher-Behälter vor, die außerdem einen bestimmten Mindestdruck im Versorgungsnetz garantieren.
Wird extrem viel Leitungswasser verbraucht, besteht das Risiko, dass der Wasserdruck absinkt, wenn nicht genug Wasser in den Speicherbehältern verbleibt. Ein sehr hoher Verbrauch in den Abendstunden, beispielsweise durch Rasenbewässerung, kann dazu führen, dass die Behälter in den Nachtstunden nicht wiederaufgefüllt werden können. „Das sollte unbedingt vermieden werden, damit an den höher gelegenen Entnahmestellen, wie in den oberen Stockwerken, das Wasser nicht nur noch tröpfelt“, so Dr. Yilmaz.
Woher kommt das Leitungswasser in der Region Hannover? Das Wasser wird zum größten Teil aus dem Grundwasser, in geringen Mengen aus Quellwasser im Deister gewonnen. Zudem wird Wasser aus den Talsperren Söse und Grane im Harz für die Trinkwasserversorgung genutzt. 16 Versorgungsunternehmen sind in der Region Hannover für die Aufbereitung und Einspeisung des Wassers in das Leitungsnetz zuständig.
Wer kontrolliert die Qualität des Wassers? Nach der Aufbereitung, im Trinkwassernetz, überprüfen die öffentlichen Wasserversorger nach den Vorgaben der Trinkwasserverordnung die Qualität. Ob die Versorger ihre Pflichten einhalten, kontrolliert regelmäßig das Gesundheitsamt der Region Hannover. Auch bei den Endverbraucherinnen und -verbrauchern wird kontrolliert. Dazu nehmen Fachleute des Gesundheitsamts Proben aus dem Leitungsnetz von öffentlichen Einrichtungen (z.B. Schulen oder Kitas). Die Wasserversorger lassen zudem das Wasser vor der Aufbereitung prüfen, um Verunreinigungen oder Umweltbelastungen auszuschließen.
Was wird kontrolliert? Die Wasserproben werden unter anderem auf bestimmte Keime sowie chemische Stoffe wie Aluminium, Mangan, Nitrat oder Eisen untersucht. Die Trinkwasserverordnung regelt, welche Grenzwerte für die Bestandteile gelten. Auch die Wassertemperatur oder der pH-Wert sind für die Qualität entscheidend.
Wo kann man sein Trinkwasser untersuchen lassen? Trinkwasseruntersuchungen sollten nur die hierfür zugelassenen Labore vornehmen. Jedes Bundesland führt eine Liste mit entsprechenden Untersuchungsstellen. Die Liste für Niedersachsen ist auf der Internetseite des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes unter http://www.nlga.niedersachsen.de/umweltmedizin/wasser/trinkwasser/trinkwasser19390.html veröffentlicht.
Wo gibt es Infos über die Qualität des Leitungswassers? Die regionalen Wasserversorger informieren auf ihren Internetseiten über die Qualität und den Härtegrad des Leitungswassers. Außerdem erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher in der jährlichen Endabrechnung oder über Presseveröffentlichungen entsprechende Informationen.
Kann man Wasser aus der Leitung bedenkenlos trinken? Im Normalfall hat das Wasser von der öffentlichen Versorgung eine optimale Qualität. Abgefülltes Mineral- oder Tafelwasser aus dem Handel hat meist keine bessere Qualität als Leitungswasser.
Ist Leitungswasser für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet?
Wenn alle Grenzwerte der Trinkwasserverordnung eingehalten sind, ist es für Säuglingsnahrung geeignet. Damit es auf den letzten Metern nicht zu einer Qualitätsbeeinträchtigung kommt, muss auch die Trinkwasser-Hausinstallation technisch den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechen. Wasser, das länger in der Leitung gestanden hat, sollte man vor dem Verzehr ablaufen lassen. Nicht geeignet ist Wasser aus Bleileitungen – wer unsicher ist, ob in seinem Haus noch alte Bleileitungen liegen, kann das von Experten kontrollieren lassen.
Was tun, wenn im Haus noch Bleileitungen liegen? Als einfache Sofortmaßnahme sollte Leitungswasser, welches länger in der Leitung stand, einmal komplett ablaufen. Dadurch wird die Bleikonzentration im Trinkwasser in der Regel deutlich gesenkt. Eine sichere Einhaltung des Grenzwertes für Blei ist nur durch den Austausch der alten Bleileitungen gewährleistet.
Was ist bei Braunfärbung des Leitungswassers zu tun? Die Braunfärbung des Leitungswassers ist ein Zeichen für eine beeinträchtigte Trinkwasserqualität. Meistens deutet die Braunfärbung auf erhöhte Eisenwerte und damit auf ein Korrosionsproblem in der Installation hin. Hier ist eine Überprüfung durch einen Sanitär-Fachbetrieb erforderlich.
Wie schützt man sich vor Legionellen? Legionellen können Lungenerkrankungen hervorrufen. Nicht jeder Kontakt ist aber gefährlich. Erst wenn sie über den Sprühnebel des Wassers (z.B. beim Duschen) in die Lunge geraten, kann es zu einer Infektion kommen. Legionellen sterben erst bei einer Wassertemperatur von mindestens 60°C ab. Ist die Hausinstallation für das Leitungswasser ordnungsgemäß eingerichtet, beugt man einer Legionellenbildung vor. Eine ganz entscheidende Rolle spielen hier die Temperaturen. Am Warmwasseraustritt sollte die Temperatur mindestens 60°C betragen und im gesamten Warmwassersystem nicht unter 55°C liegen. Eine regelmäßige Wartung der Systeme sollte eine Fachfirma vornehmen.
Um Legionellen vorzubeugen sollte man: Regelmäßig alle Wasserleitungen mit warmen und kaltem Wasser spülen. Nach längerer Abwesenheit – z.B. nach einem Urlaub – das Kaltwasser und das Warmwasser (bei mindestens 60°C) für eine gewisse Zeit aus dem Hahn laufen lassen. Vor allem alte Wasserleitungen und Warmwasseranlagen prüfen lassen
Noch Fragen? Das Team Allgemeiner Infektionsschutz und Umweltmedizin vom Gesundheitsamt der Region Hannover hilft weiter per E-Mail an: hygiene@regionhannover
WCN/sa