Perfekt vorbereitet in die Fastenzeit

    Worauf achten beim Fasten? Johanniter klären auf und geben Tipps.

    Wunstorf – Immer mehr Menschen entdecken das Fasten für sich. Die temporäre Enthaltsamkeit bietet eine Möglichkeit zur Entgiftung des Körpers und zum Auspendeln der inneren Mitte.

    Ein Trend, dem viele Fastende unbekümmert folgen. Doch unvorbereitetes Fasten birgt Risiken. Worauf zu achten ist, fassen die Johanniter pünktlich zur Fastenzeit zusammen.

    Tradition und Trend

    Bereits der griechische Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) wusste: „Wer stark, gesund und jung bleiben will, sei mäßig, übe den Körper, atme reine Luft und heile sein Weh eher durch Fasten als durch Medikamente.“ – Eine Einstellung, die sich bei vielen Menschen manifestiert hat.

    Ursprünglich übt sich der Mensch während der Fastenzeit in Enthaltsamkeit. Die Hintergründe sind religiös geprägt. In vielen Religions- und Kulturkreisen sind diese Tage fester Bestandteil des praktizierenden Glaubens.

    Die christliche Fastenzeit dauert 40 Tage und beginnt am Aschermittwoch, in diesem Jahr am 6. März, und endet am 20. April, dem Karsamstag. Die Zeit soll der Neubesinnung dienen, in der die Christen dem Leiden und Sterben Jesu gedenken.

    Balsam für Körper und Seele

    Eine bewusstere und gesündere Lebensweise in unserer Gesellschaft führt dazu, dass das Fasten auch ganz fern von religiösen Hintergründen immer mehr Anhänger findet. Doch warum ist Fasten überhaupt heilsam?

    „Nährstoffe werden während der Fastenzeit ausschließlich oder überwiegend durch Flüssigkeiten zugeführt. Das kann der Körper leichter verarbeiten und Giftstoffe können aus dem Körper gespült werden“, erklärt Kai Scherf, Betrieblicher Gesundheitsmanager der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. in Niedersachsen und Bremen.

    Positive Entwicklungen können Körper sowie Geist bereits nach wenigen Tagen wahrnehmen. Straffere Haut, Stärkung des Immunsystems, Gewichtsverlust, Linderung chronischer Beschwerden, Senkung der Blutfettwerte und die Entlastung von Bandscheibe und Gelenken sind nur ein paar von den positiven Effekten, die der Verzicht mit sich bringen kann.

    „Fasten führt zu einem verstärkten Ausstoß von Serotonin, auch bekannt als Glückshormon, und im Gegenzug zu einer geringeren Ausschüttung des Stresshormons Kortisol. Das sogenannte ‚Fastenhoch‘ hat einen positiven psychischen Effekt auf den Körper“, erläutert Scherf.

    Nicht jeder verträgt das Fasten gut

    Nichtsdestotrotz empfiehlt der Betriebliche Gesundheitsmanager besondere Vorsicht: „Der Körper sendet regelmäßig Signale, die zeigen, ob der Körper eine Fastenkur verkraftet. Zur Sicherheit ist ein Check-Up beim Arzt vor dem Fasten empfehlenswert.“

    Es gibt inzwischen einige Ärzte, die sich nicht nur theoretisch mit dem Gesundheitsfasten auskennen, sondern auch viele praktische Tipps geben können. Das ist gerade bei keiner oder wenig Fastenerfahrung wichtig.

    Gefährlich sind auch nicht ernst genommene Vorerkrankungen. Bereits eine kleine Erkältung kann bei einem durch Fasten geschwächten Körper seine Tücken haben. Alternativ bieten sich auch Fastenkliniken an. Hier werden die Kurgäste von erfahrenem Personal betreut und Schritt für Schritt angeleitet.

    Gar nicht fasten sollten Personen die Depressionen oder seelische Störungen haben, Schwerkranke, Schwangere oder Mütter in der Stillzeit sowie Menschen mit Essstörungen.

    Auch Senioren, Kinder und Jugendliche sollten keine klassische Fastenkur mitmachen. Wer trotzdem fasten möchte, kann auf Alternativen, wie zum Beispiel der Verzicht von Süßigkeiten, Fernsehen, die Spielkonsole oder Softdrinks zurückgreifen, um sich einen gesünderen Lebensstil zu verordnen.

    Jeder Mensch ist anders

    Genau deswegen wird ein individueller Ablaufplan empfohlen, indem die genaue Dauer und Intensität der Fastenkur definiert wird. Dabei sind folgende Punkte zu beachten:

    Die Dauer: Anfänger sollten bei ihrer ersten Fastenkur nicht länger als fünf Tage am Stück fasten. Natürlich ist die Dauer auch immer von der Methodik und Intensität abhängig.

    Üblich sind beim Fasten ein bis vier Wochen, wobei bei einer Dauer über sieben Tage eine fachkundige Betreuung empfohlen wird. Die Intensität kann durch drei Phasen des Fastens reguliert werden.

    1. Umstellungsphase bzw. Entlastungsphase

    Hier ist der Verzicht von Nikotin, Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten und Stress besonders wichtig. Zudem wird viel Flüssigkeit, drei bis vier Liter am Tag, in Form von Wasser, Obst- und Gemüsesäften oder Früchtetees empfohlen.

    Die erste Phase gilt als die schwierigste und kann Nebenwirkungen wie Schwächegefühle, Stimmungsschwankungen, erhöhtes Kälteempfinden, Kopfschmerzen, Körper- oder Mundgeruch hervorrufen.

    2. Entschlackungsphase

    In dieser Phase liegt der Fokus auf dem Verzicht von fester Nahrung und der Reinigung des Magen-Darm-Trakts – zum Beispiel durch Glaubersalz oder Einläufe.

    3. Aufbauphase, beziehungsweise Fastenbrechen

    Nach und nach kann der Ernährungsrhythmus wieder aufgenommen werden. Damit sich der Körper an das Essen gewöhnen kann und die Verdauung seine gewohnten Aufgaben übernehmen kann, empfiehlt es sich mit leichten, nicht fettigem Essen zu starten und auch weiterhin auf Zucker, Fett, Alkohol und Koffein zunächst zu verzichten.

    Bei Nichtbeachtung können Magenkrämpfe und Kreislaufprobleme auftreten.

    Ernährung muss langfristig gedacht werden

    „Wenn auch abseits des Fastens auf eine gesunde und vor allem ausgewogene Ernährung geachtet wird, kann der Körper über eine Fastenkur hinaus gesund bleiben. Eine zusätzliche Runde Sport sorgt außerdem dafür, dass sich nicht so viele neue Schad- und Giftstoffe im Körper festsetzen“, hält Scherf fest.

    WCN/su