Strafanzeige wegen Asbest gegen Stadt Wunstorf und Straßenbaufirma

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“Manche lernen es nie!” oder “in Wunstorf ist die Zeit stehengeblieben”

Wunstorf – Obwohl der Wunstorfer Ratsherr Rüdiger Hergt im Bauausschuss vor einigen Wochen gefragt hatte, wieso bei den Bauarbeiten für den Kreisel an der Wunstorfer Adolf-Oesterheld-Strasse und Albert-Einstein-Strasse Asbest gefunden wurde, „völlig überraschend“ und in unmittelbarer Nähe des Fulgurit Werkes, hatte der Leiter des Bauamtes ihm beteuert, damit hätte man gerechnet und alles vorbereitet für einen eventuellen Fund von Asbest.

Vor einer Woche fragte er im Umweltausschuss der Region, wieso dort immer noch der gefundene Asbest, unter einer Plane notdürftig abgedeckt, seit mehr als sechs Wochen gelagert sei. Dort versprach man, sich sofort darum zu kümmern.

Der Sturm in der Nacht zum Reformationstag war schneller. Die dünne Plane, die den Asbest vor dem Verwehen durch den Wind abhalten sollte, hatte sich losgerissen und den aufgeschütteten Asbest freigelegt.

Rüdiger Hergt entdeckte diesen Schaden am Mittwoch zufällig und informierte die Polizei. Die kam zwar nach einer Viertelstunde, stand aber ratlos da. „Sollen wir etwa in unseren sauberen Uniformen auf diesem Hügel rumklettern?“ wurde er gefragt. Irgendwelche Stellen, die benachrichtigt werden können, kannten die Polizisten  nicht. „Außerdem haben wir noch anderes zu tun“.

Der Regionsabgeordnete Hergt stellte Strafanzeige gegen die Baufirma, die Stadt Wunstorf und die EGW, eine Firma an der die Region Hannover und die Ratsverwaltung Wunstorf beteiligt sind und die sich mit der Entwicklung des Gewerbeparks Süd befasst.

Wieso man in Wunstorf derartige „Überraschungen“ nicht ahnt, „BigBags“ bereithält für die Lagerung und den Transport von Asbest, ist Hergt ein Rätsel. „Seit mehr als 10 Jahren läuft dieser unendliche Skandal und es kommt mir manchmal vor, als wäre die Zeit stehengeblieben“.

Was den Rats- und Regionsabgeordneten Hergt maßlos ärgert ist der Umgang mit der Gesundheit der Bürger. Weltweit sterben mehr als 100 000 Menschen pro Jahr an Asbesterkrankungen.In Wunstorf sind es immer noch mehr als im Landesdurchschnitt. Sollen es noch mehr werden?

Hier wurde nicht nur der Asbestfaserzement produziert, der auch heute noch Menschen in aller Welt sterben lässt, man lässt auch die Menschen hier sterben, die heute Asbestfasern einatmen und in 30 bis 40 Jahren daran sterben.

Asbest ist das Material, das die meisten Todesfälle in Arbeitsbereichen, aber auch in der Bevölkerung verursacht.

Die Zahl der Asbesttoten wird bis ca. 2025 steigen, obwohl die Verwendung in der EU seit 1990 verboten ist. Die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheiten kann 30 bis 40 Jahre betragen.

WCN/jp