Sommer, Sonne, Urlaubszeit – für viele beginnt nun die schönste Zeit des
Jahres. Das warme Wetter und die Schulferien laden zu Ausflügen,
Urlaubsreisen und Wochenendtrips ein. Ob für den Campingurlaub, technische
Besonderheiten, die es an heißen Tagen zu beachten gilt, oder für eine sichere
Fahrt zum Reiseziel: TÜV NORD Garbsen gibt Tipps rund um Sicherheit und
Mobilität im Sommer.
Unterwegs in der mobilen Ferienwohnung
Wer Camping mag, aber auf gewisse Annehmlichkeiten nicht verzichten will,
steht oft vor der Wahl zwischen einem Reisemobil und einem Caravan. Gut eine
Millionen Deutsche trugen sich laut einer Umfrage 2018 mit der Absicht, sich
innerhalb der nächsten zwei Jahre eines dieser Gefährte anzuschaffen1. Das ist
Rekord und Grund genug für TÜV NORD, einmal die jeweiligen Vor- und
Nachteile zu beleuchten, und einige Profi-Tipps zu geben.
Caravan oder Reisemobil?
Günstig und flexibel ist man mit dem gezogenen Wohnwagen oder auch
Caravan unterwegs. Am Zielort angekommen, kann man nämlich den Anhänger
abkoppeln und den Pkw für Ausflüge nutzen. Die Kosten für Anschaffung und
Wartung halten sich in Grenzen und auch in puncto Steuern und Versicherung
sind Anhänger vergleichsweise günstig: Für jede angefangenen 200 kg an
Eigengewicht fallen jährlich 7,50 Euro beim Staat und etwa 20 Euro für die
Haftpflicht an.
Nachteilhaft ist, dass nicht jeder Pkw, schwerere Anhänger ziehen darf. Hier
lohnt sich ein Blick auf die maximale Zuglast des Autos im Fahrzeugschein,
bevor man seine Wahl trifft. „Es bedarf außerdem ein wenig Übung, um ein
Gespann sicher zu bewegen, besonders beim Rangieren oder auf Fahrbahnen
mit Gefälle“, weiß Reno Schneider, Leiter der TÜV-STATION Garbsen. Zudem
darf man ohne Ausnahmegenehmigung mit dem Gespann in Deutschland nur
mit maximal 80 km/h auf Autobahnen unterwegs sein. Unter bestimmten
Voraussetzungen lässt sich die Höchstgeschwindigkeit aber auf 100 km/h
erweitern. „Dafür muss beispielsweise das Zugfahrzeug über ein
Antiblockiersystem verfügen und es müssen bestimmte bauliche Bedingungen
beim Anhänger erfüllt sein. Wenn alles passt, kann ein entsprechendes
Gutachten bei uns erworben werden. Hierzu beraten wir auch im Vorfeld“, sagt
der TÜV-Experte. Der Aufenthalt im Caravan ist während der Fahrt übrigens
strikt untersagt.
Einfacher ist es da mit einem Reisemobil, umgangssprachlich auch Wohnmobil
genannt. Die fahrbaren Unterkünfte sind leichter zu steuern und dürfen zudem
schneller gefahren werden. „Die Richtgeschwindigkeit von Reisemobilen mit bis
zu 3,5 Tonnen Gesamtmasse liegt auf deutschen Autobahnen bei 130 km/h.
Schwerere Fahrzeuge dürfen maximal 100 km/h schnell sein, für sie gelten
außerdem die Regelungen für Lkws, beispielsweise hinsichtlich Überhol- und
Durchfahrtsverbote“, weiß Schneider. Moderne Mobile bieten oftmals mehr
Reisekomfort und Mitfahrende dürfen sich während der Fahrt zudem im
Wohnraum aufhalten, sofern sie entsprechend gesichert sind.
Das alles hat allerdings auch seinen Preis. Reisemobile sind bei den Kosten für
Anschaffung und Wartung meist teurer. Da sie über einen eigenen Antrieb
verfügen, sind auch Kfz-Steuer und Versicherungskosten merklich höher.
Zudem ist man am Zielort weniger flexibel: Wer seinen Tagesausflug nicht zu
Fuß oder mit dem Fahrrad bestreiten will, ist dann auf einen Mietwagen
angewiesen.
Welchen Führerschein braucht man?
Wer vor 1999 seinen Führerschein erworben hat, darf Fahrzeuge mit einem
zulässigen Gesamtgewicht von maximal 7,5 Tonnen führen. Hierzu zählt neben
dem Eigengewicht des Fahrzeugs immer auch das Gewicht der Passagiere und
sämtlicher Ladung. Sollen auch jüngere Fahrer das Steuer übernehmen, muss
bedacht werden, dass Fahrer mit dem neueren Führerschein der Klasse B
Reisemobile von höchstens 3,5 Tonnen fahren dürfen. Für schwerere Fahrzeuge
von bis zu 7,5 Tonnen benötigen sie dann den Lkw-Führerschein der Klasse C1.
Schneider: „Bei Caravans ist zu beachten, dass die Höchstgrenze von 3,5
Tonnen für das Auto und den Anhänger zusammen gilt – auch hier inklusive
Passagiere und Ladung.“ Durch den Zusatz B96 für den B-Führerschein, kann
die Obergrenze für das Gespann auf 4,25 Tonnen erhöht werden. Hierfür ist nur
eine rund siebenstündige Schulung ohne Prüfung notwendig. Um noch mehr
ziehen zu dürfen, muss man den Führerschein der Klasse BE machen. Dann darf
der Wohnwagen eine zulässige Gesamtmasse bis 3.500 kg haben. An vielen
TÜV-STATIONEN kann man übrigens sein Reisemobil oder Caravan wiegen
lassen. „Das hilft bei den Urlaubsvorbereitungen, denn man kann besser
einschätzen, ob man das Fahrzeug überlädt“, rät der Stationsleiter.
Eine Frage der Sicherheit: Gasanlage checken lassen
Reisemobil oder Caravan – wofür man sich auch entscheidet, die Regelungen
für die Hauptuntersuchung sind bei beiden Varianten größtenteils gleich:
Fabrikneue Kraftfahrzeuge müssen erstmalig nach drei Jahren und danach alle
zwei Jahre zum TÜV. Einzige Ausnahme bilden Reisemobile, die eine höhere
Gesamtmasse als 3,5 Tonnen aufweisen. Diese müssen ab dem siebten
Zulassungsjahr einmal alle 12 Monate geprüft werden.
Eine der Hauptbedingungen für das Bestehen der HU ist eine sichere Gasanlage,
sofern diese vorhanden ist. „Austretendes Gas kann in einem geschlossenen
Innenraum schnell zu Erstickung führen. Und durch die hohe Entflammbarkeit
kann bereits die kleinste Funkenentwicklungen bei einer Leckage eine Explosion
hervorrufen“, sagt Schneider. Es ist aus Sicherheitsgründen also unerlässlich,
dass die Gasanlage in einem guten Zustand ist. Bei Reisemobilen muss sie
daher alle zwei Jahre von zugelassenen Sachverständigen, wie denen von TÜV
NORD, überprüft werden. „Viele Camper erledigen das bei uns gerne in einem
Rutsch zusammen mit der Hauptuntersuchung. Das spart schon mal einen
Termin“, so Schneider.
Zwar gibt es für Caravans seitens des Gesetzgebers keine Pflicht, die Gasanlage
überprüfen zu lassen, trotzdem ist der Check auch hier dringend zu empfehlen.
Schneider: „Eine falsch angeschlossene oder defekte Gasanlage kann sehr
gefährlich werden. Viele Campingplatzbetreiber fordern aus diesem Grunde eine
entsprechende Plakette auch bei Wohnwagen.“
Technikratgeber für den Sommer
Wer im Physikunterricht gut aufgepasst hat, weiß, dass Hitze Form und
Verhalten von Stoffen verändern kann. Das gilt auch für unterschiedliche
Komponenten im und am Fahrzeug. Reno Schneider, Leiter der TÜV-STATION
Garbsen weiß, worauf man jetzt achten sollte.
Frostschutz auch an heißen Tagen?
Frostschutzmittel im Sommer verwenden – das klingt erst einmal unnötig.
„Trotz hoher Temperaturen ist das richtige Gemisch an Frostschutzmittel und
Kühlwasser aber wichtig für den Motor. Die Mittel enthalten Additive, die das
Kühlsystem des Wagens vor Kalk und Rost schützen. Zudem erhöht es den
Siedepunkt des Kühlwassers und sorgt dafür, dass die Wärme besser abgeleitet
werden kann“, weiß Reno Schneider, Leiter der TÜV-STATION Garbsen.
Kurzfristig ist es in den Sommermonaten zwar möglich, kalkarmes oder besser
noch destilliertes Wasser in den Kühlwasserbehälter nachzufüllen. Langfristig
sollte jedoch der Inhalt fachgerecht durch das korrekte Gemisch gemäß
Herstellerangaben ersetzt werden. „Auch dabei ist Vorsicht geboten“, sagt der
TÜV-Experte. „Mischt man unterschiedliche Frostschutzmittel miteinander, so
kann das schlimmstenfalls zu Motorschäden führen.“ Wer sich nicht sicher ist,
sollte den Kühlwasserbehälter vom Profi in der Werkstatt des Vertrauens
befüllen oder zumindest die Befüllung überprüfen lassen.
Hitze kann der Autoelektronik schaden
Wer im Sommer in der prallen Sonne parkt, muss damit rechnen, dass sich die
Innenräume des Wagens in kurzer Zeit stark aufheizen. Was viele nicht wissen:
Zu hohe Temperaturen können der Elektronik im Auto schaden. „Im Regelfall
liegt der Toleranzbereich von elektronischen Systemen im Kfz zwischen Minus
40 und etwa plus 80 Grad Celsius“, erklärt Schneider. „An einem heißen
Sommertag wird diese Höchstgrenze im Motorraum oder in der Fahrzeugkabine
schnell erreicht. Dadurch können die Halbleiter überhitzen.“ Im schlimmsten
Fall führt das zum Ausfall von Sicherheitssystemen wie ABS oder Airbags.
Die Abkühlung des Raums durch eine voll aufgedrehte Klimaanlage sollte aber
vermieden werden. Durch einen zu schnellen Temperaturabfall können sich
Risse in den Platinen bilden und die Systeme zusätzlich geschädigt werden. „Am
besten beugt man vor, indem man beim Parken eine Sonnenschutzplane
verwendet. Über die Windschutzscheibe gespannt, reflektiert diese die
Sonnenstrahlen und sorgt dafür, dass sich Innenraum und Armaturen nicht so
schnell aufheizen“, weiß der Stationsleiter. Das schont die Systeme und trägt
somit zur Sicherheit im Straßenverkehr bei.
Nicht ganz volltanken
Wenn die Kraftstoffpreise einmal niedrig sind, ist man dieser Tage schnell
versucht, den Tank bis zum Rand zu füllen. Auch vor langen Fahrten in den
Urlaub tankt man gerne mal bis zur Obergrenze. Das birgt im Sommer
allerdings Risiken, wie Schneider weiß: „Bei hohen Temperaturen dehnt sich der
Kraftstoff aus. Wenn im Tank nicht genug Platz vorhanden ist, kann dies zur
Folge haben, dass er überläuft.“ Damit erhöht sich das Risiko für einen Brand.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass es zu Lackschäden kommt, wenn der
Kraftstoff durch den Tankdeckel austritt. Daher sollte man im Sommer nicht
weitertanken, wenn die Abschaltautomatik der Zapfpistole greift.
Auch Reservekanister gilt es, im Sommer besser nicht bis zum Rand zu füllen –
vor allem bei Behältern, die im Kofferraum mitgeführt werden. „Neben der
erhöhten Brandgefahr können sich durch den Kraftstoffaustritt
gesundheitsschädliche Dämpfe im Wagen verteilen und zu Kopfschmerzen,
Übelkeit oder Benommenheit führen. Das kann während der Fahrt schlimme
Folgen haben“, so der TÜV-Experte.
Für den entspannten Start in den Urlaub
Bald beginnen auch bei uns die Sommerferien und das Auto ist nach wie vor das
beliebteste Transportmittel der Deutschen, um in den Urlaub zu fahren. Es ist
oft die günstigste Fortbewegungsart und man bleibt auch am Reiseziel mobil.
Umso ärgerlicher ist es, wenn das Fahrzeug unterwegs eine Panne hat und die
erholsame Zeit mit Frust beginnt. Reno Schneider, Leiter der TÜV-STATION
Garbsen gibt daher Tipps, mit welchen Vorbereitungen man der Autoreise ganz
gelassen entgegensehen kann.
Fahrzeugchecks gegen Reisefrust
Durch die oftmals langen Fahrzeiten und das erhöhte Gesamtgewicht durch das
zusätzliche Gepäck wird der Wagen stärker belastet als gewöhnlich. „Gerade
fern der Heimat ist man zudem stärker darauf angewiesen, dass das Fahrzeug
fehlerfrei funktioniert. Dies gilt insbesondere für Fahrwerk, Bremsen und Reifen,
deren einwandfreier Zustand lebenswichtig ist“, sagt der Stationsleiter. „Wer
eine lange Autofahrt plant, um an sein Urlaubsziel zu kommen, ist daher gut
beraten, seine Hauptuntersuchung vorzuziehen.“ Kleinere Checks können
Fahrzeughalter auch selbst durchführen, wie zum Beispiel die Überprüfung des
Reifendrucks oder der Flüssigkeitsstände. Die Prüfung von Bremsen, Fahrwerk
sowie Reifenzustand überlässt man hingegen besser den TÜV-Experten. Um Zeit
zu sparen, ist es ratsam, sich online bequem und kostenlos einen Termin unter
www.tuev-nord.de zu sichern.
Clever und sicher packen
Das richtige Beladen ist für eine sichere Fahrt das A und O und kann schweren
Unfällen vorbeugen. Für die Sicherheit unterwegs sollte man die wichtigsten
Punkte zum richtigen Verstauen des Gepäcks beachten: Schwere Gegenstände
gehören im Kofferraum grundsätzlich nach unten. Sobald Reisetaschen und Co.
im Laderaum über die Rückenlehne hinausragen, sollte zur Sicherheit ein
geeignetes Schutzgitter oder -netz angebracht werden. „Dieses verhindert, dass
die Ladung bei einer Vollbremsung zum gefährlichen Geschoss wird. Wem das
nicht möglich ist, der kann auch Decken über das Gepäck legen und mit stabilen
Gurten fixieren“, so Schneider. „Man sollte allerdings darauf achten, dass
wichtige Utensilien wie Warndreieck, Warnweste, Erste-Hilfe-Kasten und Papiere
stets schnell zugänglich bleiben.“
Wer diese Tipps beachtet, kann der heißen Jahreszeit und seiner
wohlverdienten Urlaubsreise entspannt entgegensehen. TÜV NORD wünscht
allen einen schönen Sommer
WCN/ar