Wunstorf – Hans-Joachim Lenke, Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen äußert Bedenken bezüglich der Aufnahmestopps in niedersächsischen Pflegeheimen:
„In erster Linie müssen die älteren Menschen, die in den Einrichtungen und über die ambulanten Dienste gepflegt werden, Diensten geschützt werden. Das hat Priorität und dafür muss alles Mögliche getan werden. Ich weiß, dass die Kolleginnen und Kollegen hierbei wirklich bis an ihre Belastungsgrenze gehen. Davor habe ich Respekt.
Wir verstehen den großen Druck und die enorme Verantwortung, der die Politik in diesen Zeiten ausgesetzt ist. Die erschreckenden Todesfälle in Altenpflegeeinrichtungen sind uns allen eine große Belastung. Uns beschäftigt die Frage, wie wir dergleichen für die Zukunft vermeiden können. Wir können nachvollziehen, dass der Aufnahmestopp als eine Möglichkeit angesehen wird. Einen Aufnahmestopp in niedersächsischen Pflegeheimen sehen wir derzeit als kritisch an, manche Detailfragen hierzu werden in den nächsten Tagen geklärt werden müssen. Fest steht, dass der Aufnahmestopp nur für einen eng befristeten Zeitraum gelten darf.
Ein zeitlich begrenzter Belegungsstopp könnte genutzt werden, um die Versorgungssituation mit Schutzausrüstung zu stabilisieren, denn an dieser fehlt es nach wie vor und dass, obwohl die Einrichtungen gut vorbereitet sind.
Mancher Pflegebedürftige wird unter diesen Bedingungen im häuslichen Kontext verbleiben. Das wird den Druck auf ambulante Versorgungsstrukturen erhöhen. Die Situation dort war aber schon vor der Corona-Krise durch den Mangel an Pflegefachkräften labil.
In Niedersachsen haben wir derzeit ca. 200.000 reine Pflegegeldempfänger, die durch ein kompliziertes Sorgenetzwerk von mehreren Personen (Haushaltshilfe, Betreuungspersonen, Begleitpersonen etc.) versorgt werden.
Die Versorgung in Auffangeinrichtungen sehen wir kritisch. Es fällt zurzeit flächig schwer, ausreichend Personal für die bestehenden Strukturen vorzuhalten. Wir verstehen diese Einrichtungen als Übergang, um anschließend in die gewünschte Einrichtung ziehen zu können. Zwingende Voraussetzung ist dann eine engmaschige Testung sowohl der Bewohnenden als auch der Pflegenden – und eine hinreichende Versorgung der Pflegekräfte mit Schutzausrüstung. Es gilt auch zu klären, wie genau eine Aufnahme unter Sicherstellung von Quarantäne im Alltag und Arbeitsablauf einer Pflegeeinrichtung aussieht.
Der Aufnahmestopp ist derzeit befristet bis zum 18.04. – das ist eine sehr lange Zeit für unsere Einrichtungen. Für unsere Einrichtungen wird das wirtschaftlich eine Herausforderung werden.“
WCN/la