Leben retten will gelernt sein

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Ein Meilenstein: Schüler an der Johanniter-Akademie beenden Notfallsanitäter-Ausbildung

Wunstorf – Drei Jahre lang haben 26 Auszubildende an der Johanniter-Akademie Bildungsinstitut Niedersachsen/Bremen in Hannover geackert und gepaukt. Das langersehnte Ziel vor Augen: Notfallsanitäter werden. Am Montag und Dienstag bestanden alle ihre Abschlussprüfung und qualifizierten sich somit für das neue Berufsbild. Damit zählen sie zur ersten Generation in Niedersachsen, die diese berufliche Ausbildung durchwanderten.

„Was sich als besonders erfolgreich erwiesen hat, ist die Verknüpfung der verschiedenen Lernorte“, erklärt Kai Schäfer, stellvertretender Schulleiter der Berufsfachschule Rettungsdienst, die der Johanniter-Akademie angehört. „Das Zusammenspiel der Arbeit in der Rettungswache und das Lernen in der Schule waren äußerst konstruktiv und stabil“, hält Schäfer rückblickend fest. Auch der Lernort Klinik wurde während der Ausbildung immer besser eingebunden. Da es sich bei der Ausbildung um ein Novum in Niedersachsen handelte, sei es besonders erfreulich gewesen, dass sich auch die strukturellen Vorbereitungen, wie das Entwerfen der Lehrpläne oder die durchgeführten Praxiseinheiten, auszahlten.

Größere Handlungskompetenz und insbesondere mehr medizinische Befugnisse heben diese Qualifikation vom Berufsbild des Rettungsassistenten ab. Diese können derzeit eine Weiterqualifizierung absolvieren, die sie zum Notfallsanitäter fortbildet. „Wir haben die Ausbildung sehr handlungsorientiert aufgebaut, das Spektrum der auszuführenden Maßnahmen hat sich dadurch zeitgleich vergrößert.“ Das betrifft zum Beispiel die Verabreichung von Medikamenten oder die erweiterten Maßnahmen zur Atemwegsicherung.

„Die Verantwortung und die selbstständige Handlungsfähigkeit steigt mit den Ausbildungsjahren“, erklärt Schäfer. „Daher wird zum Beispiel ein besonderer Fokus auf die Sozialkompetenz in unseren Ausbildungsinhalten gelegt. Das betrifft die Kommunikation mit Angehörigen sowie den Austausch mit Pflegepersonal bei Übergabe von Patienten.“ Außerdem steht ein Deeskalationsprogramm auf der Agenda.

Die erste von zwei Abschlussklassen (2015/01a), die an der Johanniter-Akademie Bildungsinstitut Niedersachsen/Bremen ihre Ausbildung zum Notfallsanitäter absolvierte (Foto: Johanniter/Tanja Herrschaft)

Gespickt war die Ausbildung außerdem mit einigen Besonderheiten. Im maritimen Kompetenzzentrum in Elsfleth ging es gleich ans Eingemachte. Hier wurden spektakuläre Trainingsszenarien, wie die Höhenrettung oder das Bergen von Verletzten auf hoher See geübt. „Gegen Ende der Ausbildung gab es für alle nochmal die Möglichkeit die Ausbildung Revue passieren zu lassen und sich selbst und seine berufliche Entwicklung selbst zu reflektieren“, fasst Schäfer zusammen. „Das kam besonders positiv bei unseren Auszubildenden an.“ Ein besonderes Highlight für vier Auszubildende: Der Besuch einer Rettungswache in Perm/Russland. Auch im Rettungsdienstgeschehen durften sie den Kollegen einen Blick über die Schulter werfen.

„Zum Abschluss der Ausbildung haben wir mit unseren Azubis eine dreitägige Reise nach Berlin unternommen und haben uns unter anderem die Unfallklinik oder das Ausbildungszentrum der Feuerwehr angesehen. Das war doch nochmal eine andere Hausnummer im Vergleich dazu, was sie bereits kannten“, resümiert der Fachbereichsleiter Rettungsdienst und Notfallmedizin.

Es handelt sich um den ersten Ausbildungslehrgang, der 2015 an den Start ging. In den 16 Lehrrettungswachen der Arbeitgeber Johanniter-Unfall-Hilfe, Arbeiter-Samariter-Bund und KTG begannen damals insgesamt 31 Auszubildende mit ihrer fachlichen Ausbildung. Der Turnus Schule, Klinik und Lehrrettungswache erfolgte abwechselnd in Blöcken von jeweils vier bis acht Wochen. „Alle Absolventen konnten problemlos in unterschiedlichen Wachen untergebracht werden“, freut sich Schäfer. „Wir wünschen ihnen einen erfolgreichen Start in das Berufsleben.“

WCN/jh