Region Hannover – Wunstorf wird zum zentralen Drehkreuz für die Luftübung Air Defender 2023.
Zum Beginn der Übung Air Defender 2023 hatte die Luftwaffe die internationale Presse auf den Fliegerhorst des Lufttransportgeschwaders (LTG) 62 nach Wunstorf eingeladen. Grund genug für die Wunstorf City News, sich dort einmal umzusehen.
Was ist Air Defender 2023?
Air Defender ist die größte Luftoperationsübung seit Bestehen der NATO. Sie dauert vom 12. bis zum 23. Juni zuzüglich Vor- und Nachbereitung. Air Defender 2023 wird seit 2018 federführend von der Bundesluftwaffe geplant und jetzt durchgeführt. Insgesamt trainieren während dieser Zeit 10.000 Soldaten und Soldatinnen mit 250 Flugzeugen aus 25 Nationen verschiedene Einsatzszenarien.
Was wird geübt?
Während Air Defender 2023 wird die Verteidigung Deutschlands durch die NATO-Bündnispartner geprobt, inklusive allem, was auch logistisch dazu gehört. Dazu zählen das Überführen von ca. 100 Flugzeugen aus den USA sowie das Heranführen von Maschinen europäischer NATO-Partner auf Flugplätze der Bundesluftwaffe. Während der Übungseinsätze werden die Maschinen z.T. in der Luft betankt und auch sonst wird die für Einsätze dieser Größenordnung erforderliche Logistik geprobt.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil betonte bei seiner Eröffnungsrede am 12. Juni, dass man hoffe, dass der Fall, das man auf diese Fähigkeiten zurückgreifen müsse, möglichst nie eintreten möge. Sollte es dennoch zum NATO-Bündnisfall kommen, ist es gut, wenn man über die Fähigkeiten verfügt, die jetzt geübt werden, insbesondere das Koordinieren vieler verschiedener Beteiligter aus unterschiedlichen Nationen. Ähnlich äußerte sich auch die Wehrbeauftragte des Bundestages Dr. Eva Högl in ihrer Rede.
Ebenfalls zu Beginn der Übung waren in Wunstorf zugegen der Generalinspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, sowie der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis. Sie wiesen noch einmal darauf hin, dass diese Übung gegen niemanden gerichtet ist, sondern ausschließlich dem Einüben eigener Fertigkeiten dient. Als besonderes Beispiel dafür wurde auf das zusätzliche Feldtanklager verwiesen, das von Spezialpionieren in einer bisher nicht dagewesenen Größe errichtet wurde, um die Transportflieger ausreichend mit Kraftstoff versorgen zu können.
Wo wird geübt?
Es wird in den Lufträumen über Tschechien, dem Baltikum, Polen und Rumänien geübt. Der mit Abstand größter Anteil der Übungseinsätze wird jedoch im deutschen Luftraum geflogen. Zu diesem Zweck sind 3 Übungsräume über das Bundesgebiet verteilt ausgewiesen, in denen vom 12. bis 23. Juni jeweils für mehrere Stunden kein ziviler Flugverkehr stattfindet. Der Fliegerhorst Wunstorf befindet sich jedoch außerhalb dieser Übungsräume, da von dort lediglich Transport- und Tankflugzeuge zum Einsatz gelangen.
Welche Rolle spielt der Fliegerhorst Wunstorf?
Wunstorf wird zum zentralen logistische Drehscheibe für die Übung
Als Hauptdrehkreuz, Umschlagplatz und Ausgangspunkt für die Transport- und Tankflugzeuge kommt dem Fliegerhorst Wunstorf bei der Übung Air Defender 2023 eine zentrale Bedeutung zu. Mit dem Lufttransportgeschwader 62 (LTG 62) ist Wunstorf die Heimat des deutschen A400M-Transportflugzeugs und somit als Standort für die Transportmaschinen der Partner prädestiniert.
Auch wenn in Wunstorf viele Transportmaschinen landen und starten werden, befindet sich der Fliegerhorst außerhalb der Übungsräume. Auch Kampfflugzeuge werden für die Übung an dem Standort nicht stationiert.
Der Fliegerhorst als Gastgeber für NATO-Partner
Anlässlich der multinationalen Übung darf das Lufttransportgeschwader 62 vom 29. Mai bis zum 30. Juni viele verbündete ausländische Gäste auf dem Flugplatz begrüßen. Zu den 2.600 am Standort stationierten deutschen zivilen und militärischen Kräften stoßen in diesem Zeitraum circa 600 amerikanische, rumänische und ungarische Soldaten und Soldatinnen. Während die Rumänen mit einer Alenia C-27-Transportmaschine vertreten sein werden, stationieren die USA für den Zeitraum der Übung zehn Lockheed C-130 Hercules sowie zeitweise zwei Boeing C-17 Globemaster in Wunstorf. Letztere transportieren Material und Personal aus Amerika auf den niedersächsischen Luftwaffenstützpunkt, von wo es mit den C-130 zu den übrigen Übungsstandorten geflogen wird.
Was merken die Menschen in der Region Hannover von der Übung?
Vermutlich erfreulich wenig, auch wenn Wunstorf zum zentralen Drehkreuz wird. Der Wunstorfer Fluglotse Hauptmann Stefan D. äußerte sich dazu im Interview: Um Lärmbelastungen durch das vermehrte Flugaufkommen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, werden An- und Abflugrouten so gewählt, dass sie möglichst über nicht bewohntes Gebiet führen.
Auf die Frage, ob sich der vermehrte Flugbetrieb in Wunstorf und die Starts bzw. Landungen am Flughafen Langenhagen in die Quere kommen würden, war die Antwort ebenfalls eindeutig. Wie auch in Zeiten ohne Übungsbetrieb werden die An- und Abflüge beider Flughäfen untereinander abgestimmt, so dass nicht mit Verspätungen im zivilen Flugbetrieb am Flughafen Langenhagen zu rechnen ist.
Etwas anders sieht das vermutlich in Jagel und Hohn aus. Diese schleswig-holsteinischen Fliegerhorste tragen die Hauptlast der Übungen bei denen Kampfflugzeuge involviert sind. Aber des einen Leid ist des anderen Freud. Wer startenden und landenden Jets zuschauen oder sie fotografieren möchte, hat dort gute Karten.
WCN/rw