Wustorf – „Mein Zeugnis ist ganz schlecht und ich werde zuhause bestimmt geschlagen…“ Anrufe wie dieser nehmen aktuell wieder spürbar zu, berichtet das Team des Kinder- und Jugendtelefons (KJT) Hannover.
Die meisten Schülerinnen und Schüler wissen natürlich jetzt schon, ob das Halbjahr in der kommenden Woche mit Freude oder Frust zu Ende geht. Und manche wissen leider auch bereits, dass ihnen wegen ihres Zeugnisses Ärger mit den Eltern droht, manchmal auch Gewalt.
„Wir merken schon ganz deutlich, dass das Thema Noten und die Angst, zu Hause wegen der Zeugnisse Probleme zu bekommen, in den Gesprächen am Sorgentelefon in den Vordergrund rücken“, sagt auch Petra Lorenz, Koordinatorin des Kinder- und Jugendtelefons in Hannover. Die Sorge vor der Reaktion der Eltern wegen schlechter Zensuren mache Kindern häufig viel mehr Druck als das Zeugnis selbst. Eltern sollten jetzt besonders aufmerksam sein, rät Petra Lorenz, besonders wenn Schülerinnen und Schüler bedrückt wirken oder auffallend still sind. Es sei sehr wichtig, im Gespräch zu bleiben. Enttäuschung oder Groll über Schulprobleme sollten nicht den Blick auf die Tochter oder den Sohn verstellen: „Lieber erst einmal tief durchatmen!“, sagt die erfahrene Pädagogin. Sie empfiehlt betroffenen Eltern, freie Tage nach der Zeugnisausgabe für gemeinsame positive Erlebnisse zu nutzen.
Alle Mädchen und Jungen, die sich nicht trauen, zuhause über ihren Kummer zu sprechen, finden am KJT Rat und Hilfe. Anonym und ohne dass die angerufene Nummer auf der Telefonrechnung der Eltern zu sehen ist. Unter der europaweiten Nummer 116111 sind die ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr zu erreichen. Und für alle, die lieber online Unterstützung suchen, gibt es die anonyme em@il-Beratung der Nummer gegen Kummer. Auf www.nummergegenkummer.de können Kinder und Jugendliche mit dem speziell geschulten Beratungsteam Kontakt aufnehmen.
Damit kein Hilferuf ungehört bleibt, ist immer wieder das Engagement des Beratungsteams unverzichtbar. Nur mit einer ausreichenden Zahl von ausgebildeten ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern kann dauerhaft gewährleistet werden, dass alle Mädchen und Jungen, die sich mit ihren Problemen und Fragen bei dem anonymen Sorgentelefon melden, verlässlich ein offenes Ohr finden. Das KJT Hannover ist mit rund 160.000 Anrufen seit seiner Gründung eins der am stärksten frequentierten bundesweit. „Und wir brauchen dringend Hilfe, um helfen zu können! Es wäre schlimm, wenn wir nicht da sein könnten, wenn wir gebraucht werden“, sagt Petra Lorenz.
WCN/kg