Der Traum vom Autofahren

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Geflüchtete lernen deutsche Kultur bei Johannitern – Neuer Kurs startet

Wunstorf – Eines Tages möchte Mariam Auto fahren. Hier in Deutschland. Seit gut zwei Jahren lebt die Tschetschenin in einem für sie fremden Land. Sie ist vor gut zwei Jahren aus ihrer Heimat geflohen, auf der Suche nach Sicherheit, Bildung, Demokratie. Und genau wie die anderen Frauen aus dem jüngst beendeten Erstorientierungskurs der Johanniter aus Wunstorf hat sie Träume. Den Führerschein machen, eine Wohnung beziehen und vor allem eines – Deutsch lernen. Das ist für die Frauen die Eintrittskarte zu einem selbstständigen Leben. „Ich würde gerne Auto fahren lernen, aber es gibt kaum Fahrschulen, in denen der Unterricht auf Russisch stattfindet“, sagt Mariam in einfachen deutschen Worten. Ähnlich geht es ihren Mitstreiterinnen, die überwiegend aus Afghanistan und Syrien stammen. Daher heißt es: Deutsch üben, üben, üben. Zwar ist die Scheu, Fehler zu machen, noch groß. Immer mehr Frauen trauen sich aber mit Deutschen ins Gespräch zu kommen.

Besmire Muliq ist Lehrkraft für die Erstorientierungskurse bei den Johannitern in der Wunstorfer Flüchtlingsunterkunft am Luther Weg und immer wieder beeindruckt von ihren Schützlingen. „Viele der Frauen haben in ihrer Heimat nie lesen oder schreiben gelernt“, so die Dozentin. „Umso beachtlicher ist es, wie schnell sie hier die lateinischen Buchstaben gelernt haben und sich alles merken.“ Die meisten Teilnehmerinnen waren nicht in der Schule. Ein Fußweg von zwei, drei Stunden, besonders auf dem Dorf, hinderte die Frauen daran.

Die Motivation von Mariam und ihren Mitstreiterinnen ist dementsprechend hoch. Sie lernen gerne neue Dinge, wie im Gespräch deutlich wird. Seien es neue Vokabeln, das Wissen um deutsche Traditionen, Werte und den Alltag oder auch Maßnahmen in Erster Hilfe. Dinge, die für die meisten Frauen in ihrer Heimat keine Rolle gespielt haben. Ihnen ist in erster Linie eines wichtig: Sicherheit. Bessere Politik und Gesetze, wie sie sagen, Bildung, dass ihre Kinder lernen können.

Die achtjährige Zainab aus Afghanistan ist in der dritten Klasse und hat schnell Deutsch gelernt, spricht es annähernd fließend und fast akzentfrei. Wie ihre Mutter geht sie gern zur Schule, Mathe sei ihr Lieblingsfach, sagt sie. Die Sprache hat sie mit ihrem Cousin gelernt, die beiden sprechen Deutsch miteinander. Sie und auch die anderen Kinder helfen ihren Eltern bei Sprachschwierigkeiten. Und die sind fast ein bisschen neidisch. „Die Kinder lernen so schnell“, sagt eine Sudanesin und lächelt.

Vier Monate haben sich die zwölf Frauen jeden Tag gesehen und zusammen Neues entdeckt. „Die Gruppe ist toll zusammengewachsen“, sagt Dozentin Besmire Muliq. Keine werde ausgeschlossen, im Gegenteil, oft herrschten angeregte Gespräche. „Da komme ich manchmal kaum dazwischen“, sagt Besmire Muliq und lacht. Sie hofft auf eine ähnliche Dynamik im nächsten Kursus.

Der nächste Erstorientierungskurs für Geflüchtete in Wunstorf startet am 6. August. Wer sich bei der Stadt Wunstorf meldet, kann sich auf die Warteliste setzen lassen.

WCN/jh