Der VSR-Gewässerschutz fordert mehr Unterstützung für Ökolandbau

Foto: VSR-Gewässerschutz e.V.

Wunstorf – Der VSR-Gewässerschutz musste leider wieder Bürgern mitteilen, dass ihr Brunnenwasser zu viel Nitrat enthält. Viele Menschen kamen, in der Hoffnung, nicht von den Nitratbelastungen betroffen zu sein, am 11. August an den Informationsstand in Wunstorf. Etwa jeder siebte Brunnenbesitzer wurde enttäuscht und musste erfahren, dass der Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter in seinem Brunnen überschritten ist. Insgesamt wurde das Wasser von 183 privat genutzten Brunnen aus dem Raum Hagenburg – Haste – Wunstorf – Seelze – Garbsen – Neustadt analysiert.

Ein Grund für die hohen Belastungen ist die Zunahme der intensiven Landwirtschaft. Die
se wollen viele Bürger inzwischen nicht mehr unterstützen und kaufen mehr Bio-Lebens
mittel. Doch leider finden sie diese viel zu selten aus regionalem Anbau. Dabei trägt die
ökologische Landwirtschaft nachweislich zur Verringerung der Nitratbelastung bei und ver
bessert die Qualität des Grundwassers deutlich. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass
der Bauernverband die Betriebe bei der Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft
unterstützt und so zu einer gewässerschonenden Bewirtschaftung der Ackerflächen bei
trägt.

Den höchsten Nitratwert haben die Umweltschützer mit über 108 mg/l in Luthe
festgestellt. Weitere stark belastete Brunnen fanden die Umweltschützer in Wunstorf mit
96 Milligramm pro Liter (mg/l), in Kolenfeld mit 69 mg/l, in Idensen mit 102 mg/l und
in Großenheidorn mit 102 mg/l. Am Informationsstand und auch bei der telefonischen
Beratung zeigten sich viele Brunnenbesitzer wütend über die hohen Nitratwerte der
Region. Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur
eingeschränkt nutzbar ist. Ihnen wurde durch ihr eigenes Ergebnis klar, wie stark dasGrundwasser in ihrer Region bereits belastet ist und möchten eine Änderung.

Foto:
VSR-Gewässerschutz e.V./ Umweltschützer untersuchen Brunnenwasserprobe auf Nitrat – Überdünung der Böden belasten das Grundwasser

Auf einer interaktiven Nitratkarte veranschaulicht der VSR-Gewässerschutz wie stark die
Nitratbelastung in der Region Hannover mit anderen Regionen in Deutschland im
Vergleich ausfällt. (www.vsr-gewässerschutz.de/nitratbelastung). Gerade in Gebieten mit
intensiv bewirtschafteten Ackerflächen ist eine hohe Belastung des Grundwassers mit
Nitrat nachzuweisen. Dagegen stellt die gemeinnützige Umweltschutzorganisation in
Gegenden mit ökologisch bewirtschafteten Flächen geringere Nitratbelastungen im Grundwasser fest.

Der Bauernverband drängte viele Landwirte zu hohen Erträgen auf den Ackerflächen und
immer größeren Massentierhaltungen, was zu einer Überdüngung der Felder führte. Das
muss sich dringend ändern. „Es kann nicht das Ziel der Landwirtschaftsverbände sein an
den bisherigen Praktiken festzuhalten und hauptsächlich Lebensmittel in einer intensiven
Landwirtschaft mit viel Dünger und Pestiziden zu produzieren. Diese Lebensmittel sind
dann hauptsächlich für den Weltmarkt bestimmt, wo die Preise immer weiter sinken. Die
von vielen Bürgern bevorzugten Bio-Produkte müssen dagegen importiert werden“, so Su-
sanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Dabei hat die Landwirtschaft ein großes Potenzial, die produzierten Bio-Lebensmittel aus
der Region selbst zu vermarkten. Für den Öko-Landbau bietet sich dadurch eine große
Perspektive. So hat Niedersachsen bereits einige Projekte ins Leben gerufen, die Ver-
pflegung in Kantinen und Mensen auf Bio-Produkte umzustellen. Gerichte mit Biolebens-
mittel, bei denen zum Teil sogar bekannt ist von welchem Hof sie kommen, stehen hoch
im Kurs. Eine Direktvermarktung der ökologisch produzierten Lebensmittel lohnt sich für
alle Beteiligten: Die Produkte haben kurze Transportwege und kommen frisch geerntet mit
bester Qualität und ohne Verpackung in die Großküchen. Der Landwirt erhält einen fairen
Preis, ist nicht abhängig von Zwischenhändlern und kann so den Fortbestand seines Be-
triebes sichern. Schlussendlich ist der größte Gewinner jedoch die Umwelt: Durch die
schonende Bearbeitung der Ackerflächen werden Boden, Klima und Gewässer geschützt.

Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass die Artenvielfalt wieder zunehmen kann. Und
das ist vielen Bürgern auch wichtig, wie die Gespräche am Informationsstand des Labormobils gezeigt haben. Die intensive Landwirtschaft belastet das Grundwasser zu stark mit Nitrat. Dieses sickert den Bächen und Flüssen zu, wo es zu einem erhöhten Algenwachstum kommt. Der Lebensraum vieler bedrohter Arten wird dadurch zerstört. Das möchte der VSR-Gewässerschutz ändern. Seit 40 Jahren engagieren sich die Mitglieder des VSR Gewässerschutz für das Leben am und im Wasser. Mit ihrer Arbeit setzen sie sich für den Schutz der Gewässer ein und treiben mit ihren Messkampagnen umweltpolitische Maßnahmen voran. „Gartenbesitzer, die beim VSR-Gewässerschutz ihr Brunnenwasser untersuchen lassen, helfen Belastungen aufzudecken“, bedankt sich Susanne Bareiß-Gülzow bei allen Besuchern des Infostandes am Labormobil.

WCN/cu